Interview im Studio Magazin

Mareen Bohnsack, Herausgeberin des modernen Style-Magazins „Studio“ (Kiel/Deutschland), interessiert sich für junge erfolgreiche Menschen, die im Bereich Musik, Foto-, Mode- und Grafikdesign tätig sind. Mit Ihrer Recherche schlüsselt Sie spannende Details der jeweiligen Künstler auf. Am 14.08.2010 führte Sie ein Interview mit Kevin Zedzianowski, das bereits am 03.10.2010 von der Studio veröffentlicht wurde. Der folgende Artikel ist der Studio entnommen und wurde von Frau Bohnsack eigens geschrieben:

Pfad für Pfad kleine Kunstwerke

Der Urberliner Kevin Zedzianowski alias chitchu design lebt und arbeitet heute in Berlin-Schöneberg. Das Computerprogramm seiner Wahl ist InDesign, mit dem er Pfad für Pfad kleine Kunstwerke schafft. Jede neu entstandene Grafik ist ein Highlight und besticht durch die klaren Strukturen auf der einen, die Detailvielfalt und das gekonnte Farbgefühl auf der anderen Seite. Auf der Webseite www.chitchu-design.com findet ihr seine Glanzstücke, die belegen, wie viel dazu gehört, überhaupt eine exzellente Vektorgrafik zu zaubern. Ich durfte den Nerd, wie er sich gerne selber nennt, zu einem spannenden Interview treffen. Hier seine sieben nerdigen Antworten.

Wie bist du zu dem Traumberuf Grafiker gekommen?

Ich bin eigentlich gelernter Tief- und Straßenbauer. Nach Rückenproblemen musste ich diesen Beruf an den Nagel hängen. Meine Freunde haben mir immer schon gesagt, dass ich gut zeichnen kann. Da habe ich dann eine Ausbildung über die GPB Berlin gemacht. Mein Meister hat mich animiert, mehr aus meiner Ausbildung zu machen, deswegen bin ich zusätzlich noch in der Universität der Künste in Berlin auf Typografieseminare gegangen. So habe ich mich langsam in die Materie reingefuchst.

Wie würdest du das Ausmaß deiner Leidenschaft zu dem Beruf beschreiben?

Es ist keine Leidenschaft, es ist eine Krankheit. Ich bin kein Nerd, sondern ein nerdiger Nerd. Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, ist das doch schon sehr krank. [lacht]

Wie bist du zu deinem Namen chitchu design gekommen?

Oh nein, ich habe gehofft, diese Frage kommt nicht. Ich wollte einen außergewöhnlichen Namen haben. Nach einem halben Jahr der verzweifelten Suche, kurz vor dem aufgeben, war ich bei einer Freundin. Sie hat mich immer mit einem Stoffgorilla geärgert, und der hieß chitchu. Dann hat es bei mir so chitchu, chitchu, chitchu gemacht, und das Wort  hat sich dann in meinem Kopf eingebrannt. Es ist auch so harmonisch, und ich konnte sogar mit dem i und dem t eine Ligatur herstellen. So kam ich zu diesem affengeilen Namen .

Was fasziniert dich an deinen außergewöhnlichen Grafiken am meisten?

Wenn man mit dem Bleistift malt, ist es nicht so sauber, es ist dann keine glatte Fläche. Vektorgrafiken sind immer sehr sauber, sauberer geht ja gar nicht, und man kann sie unendlich vergrößern, das ist unheimlich cool.

Woher nimmst du deine tollen Ideen?

Aus meinem Kopf. [lacht] Es spiegeln sich viele politische Aspekte in meinen Grafiken wieder. Da ich viele Freunde habe, die sich beispielsweise für die Emanzipation der Frau einsetzen und Entwicklungsarbeit leisten, beeinflusst mich das natürlich. Das verarbeite ich auch in meinen Bildern.

Hast du einen Platz, an dem du am liebsten und kreativsten arbeiten kannst?

Ich arbeite am liebsten zwischen Menschen, ich mag es nicht zu Hause zu arbeiten, denn man isoliert sich sehr oft, wenn man einen kreativen Beruf ausübt. Daher habe ich meinen PC abgeschafft und mir einen Laptop geholt. So arbeite ich im Café, da bekommt man auch Inspiration. Letztens war ich spontan mal in der Bibliothek, das war auch eine coole, produktive Erfahrung.

Und zum Schluss noch die Frage, die jeden immer interessiert: Welchen Tipp kannst du angehenden Grafikern mit auf den Weg geben?

Bitte, bitte, bitte fühlt euch nicht toll, nur weil ihr euch Designer nennen dürft. Das verdirbt leider oft den Charakter.

Autor: Mareen Bohnsack